Ohne Titel

Es liegt nicht an dir. Es liegt nicht an mir.
Es liegt an uns.
Beziehungsweise an dem uns das wir einmal waren.
Vorwürfe bringen uns nicht weiter.
Ich sage du hast zu wenig gefragt. Du sagst ich habe zu wenig gesagt.
Inzwischen schweigen wir beide.
Die Luft zwischen uns fühlt sich nicht mehr richtig an. Genauso wie die Worte.
Verschwendete Worte, die sowieso nichts mehr ändern.
Ich kann mich nicht mehr erklären. Habe keine Kraft mehr die Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Dafür wiegen sie zu schwer. Es ist als würdest du dich dagegenstemmen, nur um sicher zu gehen, dass ich keine Chance habe sie zu beseitigen.

Die gute Miene zum bösen Spiel brennt sich in unsere Gesichter.
Dabei wissen wir es eigentlich besser. Ich bin mir sicher, dass du es auch spürst. Das Gefühl, dass das hier falsch ist. Das Treffen. All der Smalltalk, den ich so hasse.
Du lachst und ich höre, dass es ein falsches Lachen ist.
Humor und Lockerheit, die mich sonst ausmachen, sind verschwunden. Verschluckt von der Gesamtsituation. Aufgefressen von dem Monster das sich Unsicherheit nennt.
Du erzählst von deinem Freund. Ich nicke und lächle. Aha. Interessant. Er ist also auf der Suche nach einem neuen Job. Schon Bewerbungen geschrieben? Ja? Aber noch keine Rückmeldung. Mist. Aha. Interessant.
Du erzählst und erzählst. Redest dich in Rage bei einem Thema, das es eigentlich nicht nötig hat. Vermutlich um dem Schweigen zu entgehen, welches sich unweigerlich zwischen uns legen wird.
Meine Gedanken ziehen Kreise und ich denke wie schön es doch wäre, wenn es bei uns beiden um eine Beziehung gehen würde. Denn eine Beziehung kann man einfach so beenden. Aber eine Freundschaft? Wie macht man mit einer Freundschaft Schluss?

Wir hatten eine wirklich gute Zeit.
Wir haben gelacht, aus vollsten Herzen, und waren füreinander da. An den Tagen voller Regen genauso wie an den Tagen voller Sonnenschein. Wir haben über die Monster in unseren Köpfen gesprochen und sie gemeinsam für eine Weile verscheucht. Wir haben uns unterstützt und verstanden, selbst wenn wir uns mal nicht verstanden haben.
Wir waren Freunde, wirklich echte Freunde.

Aber dann ist viel passiert. Keine Worte, wo dringend welche nötig gewesen wären. Missverständnisse, die sich zu Problemen entwickelt haben. Probleme, die uns eigentlich gar nichts angingen, die wir uns aber trotzdem zu eigen gemacht haben.
Und auf einmal standen wir nicht mehr Schulter an Schulter so wie sonst immer, sondern einander gegenüber. Jeder auf seiner eigenen Seite mit seiner eigenen drastischen Sicht auf die Dinge.
Unsere Meinungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, liegen wie ein schweres Tuch auf uns und machen einen normalen Umgang unmöglich.

Du hast inzwischen aufgehört über deinen Freund zu sprechen und die befürchtete Stille füllt den Raum zwischen uns. Normalerweise würde ich dagegen ankämpfen und irgendwas sagen. Irgendwas das die Situation leichter macht, aber ich bringe kein Wort mehr heraus. Ich kann nichts mehr sagen das ich nicht so meine. Es wurden schon zu viele unschuldige Worte vergossen.
Ich habe es wirklich versucht. Ich habe versucht die Situation zu retten. Uns zu retten. Und ich bin mir sicher, dass du das auch getan hast, aber unsere letzte Chance ist verspielt. Wir sind KO gegangen und merken es beide.

Du winkst den Kellner zu unserem Tisch und wir bezahlen mit ein paar unbeholfenen Worten unsere Rechnung. Zur Verabschiedung nimmst du mich in den Arm. Ein bisschen fester und ein bisschen länger als sonst. Und als ich mich umdrehe und Schritt für Schritt mehr von dir entferne, da weiß ich es auf einmal. Mit Freundschaften muss man nicht Schluss machen.

Sie sind manchmal einfach so vorbei.  

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